Bildungspartnerschaft Archiv und Schule – Strukturen und best-practice-Beispiele

Bildungsarbeit

Veranstaltung des Arbeitskreises Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit auf dem Deutschen Archivtag 2015
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Als Ziel der Sitzung definierte die Vorsitzende des Arbeitskreises Annekatrin Schaller in ihrer Begrüßung, Bildungspartnerschaften zwischen Archiven und Schule als langfristige und nachhaltige Kooperationsformen zu untersuchen. Anhand von Beispielen aus vier Bundesländern sollten die Rahmenbedingungen, konkrete Beispiele der Zusammenarbeit und eine Bewertung der Ergebnisse dargestellt werden. Denn die Voraussetzungen für eine langfristig angelegte, nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Archiven und Schulen sind bundesweit sehr verschieden. Zwischen der vom Bundesland geförderten, eingetragenen Bildungspartnerschaft, wie sie in NRW besteht und dem vom persönlichen Engagement Einzelner vor Ort existiert eine große Bandbreite.

Sie verwies auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz aus dem vergangenen Jahr „Erinnern für die Zukunft„, die auch eine Förderung der Beziehungen zwischen Archiven und Schulen beinhaltet.

IMG_40581Roswitha Link (Stadtarchiv Münster) stellte in ihrem Beitrag „Von Station zu Station. Bildungspartner NRW am Beispiel der Kooperation zwischen Schulen und Stadtarchiv in Münster“ zunächst die institutionalisierten Bildungspartnerschaften in NRW vor. Vor zehn Jahren beschlossen die zuständigen Ministerien (Schule sowie Kultur), die Landschaftsverbände sowie die kommunalen Spitzenverbände die bestehenden Partnerschaften zwischen Schulen und außerschulischen Lernorten in NRW zu fördern und neue Partnerschaften zu unterstützen. Erst 2011 kamen die Archive als Lernorte hinzu. Die Kooperationen mit Schulen sollten verbindlich, machbar und nachhaltig sein.

Vor Eintritt in eine Bildungspartnerschaft ist es nötig, dass sich das Archiv klar positioniert und ggf. seine Prioritätensetzung ändert. Es folgen eine Zieldefinition (Was will man errreichen?)  und eine Ressourcenanalye (Welche Mittel stehen zur Verfügung?) erforderlich.

Anschließend stellt Link die Bildungspartnerschaft mit der bischöflichen Marienschule vor. Beide Einrichtungen arbeiteten  bereits länger zusammen – bei Archivführungen und der Betreuung der Arbeiten des Geschichtswettbewerbs. Das Stadtarchiv trat dann an eine Lehrerin der Schule heran, die regelmäßig  mit dem Archiv arbeitete. Nach einer positiven Rückmeldungen aller schulischen Greminen könnte am 19. März 2012 die Absichtserklärung öffentlichkeitswirksam unterzeichnetet werden.

Module der Partnerschaft sind einerseits ein sog. „LK-Tag“ bei dem Geschichtsleistungskurse eine allgemeine Einführung im Archiv erhalten und Recherche- und Quellenarbeiten durchführen. Ferner führt das Stadtarchiv einen Bildungspartnerschaftstag für die Geschichtsanfängerklassen (5./6. Kl.) durch. Der Schullehrplan sieht die Beantwortung der Frage „Woher kommt Geschichte?“ vor.  Nach einer Einführung werden die Klassen in Kleingruppen an 6 Stationen im Archiv (Werkstatt, Magazin, Digitalisierung, „Geheimschrift“, Forschen, Lesesaal/Zeitung). In 15 Minuten erfüllen die Gruppen dort kleinere Aufträge (Dauer: 15-20 min). Die Resonanz der Schüler auf dieses Modul ist positiv; die Abwechslung und die Praxisorientierung zeigen ihre Wirkung.

Dem Nachteil des Moduls, der hohe Ressourceneinsatz, stehen die Vorteile – mehr Öffentlichkeit für beide Partner, die Erkenntnis, dass man Geschichte „machen“ muss und die erste Vermittlung von Rüstzeug für die Teilhabe an der regionalen Geschichtskultur gegenüber.

Die Erfahrungen aus zwei weiteren Bildungspartnerschaften zeigen, dass die Teilnehmerzahl an Geswchichswettbewerb der Körber-Stiftung steigt, mehr schulische Facharbeiten im Stadtarchiv entstehen und archivischer Berufsnachwuchs generiert wird.
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Dr. des. Klara Deecke (Stadtarchiv Pforzheim) beschriebt in ihrem Vortrag „Bildungspartnerschaften – Königsweg zu einer nachhaltigen Archivpädagogik?“ die Erfahrungen im Stadtarchiv Pforzheim mit Bildungspartnerschaften, die nicht explizit durch das Bundesland gefördert werden, wie wohl dort erwünscht, bildet in Pforzheim das Bekenntnis des Archivträgers zur „kulturellen Bildung“ die Basis, auf der das Archiv seine Bildungspartnerschaften mit einem Gymnasium (2012) und mit einer Realschule (2013) begründet. Die Vereinbarungen enthalten die Vorgeschichte der Partnerschaft, die Zeildefinition und die Leistungen der Partner. Bereits seit 10 Jahren bietet das Stadtarchiv Angebote für Schulen an.Schließlich führt das Archiv auch Lehrerfortbildungen durch. Mit zwei anteilig beteiligten Stellen werden diese Angebote für die Schulen und die Partnerschaften betreut. Deecke widmete sich schließlich der Nachhaltigkeit der beiden Partnerschaften. Hinsichtlich der Kontinuität und Intensivierung konnte ein genereller Anstieg der Nutzung feststellen. Auch die Bereitschaft gemeinsam mit einem vertrauten Partner, Neues auszuprobieren, ist gewachsen. Vor allem hinsichtlich der Außenwirkung zeigen sich die Bildungspartnerschaften als effektiv. Ob eine Bildungspartnerschaft immer effizient sei, hängt von deren Ausgestaltung ab: können etablierte Module wiederholt werden, treten Einspareffekte auf. Erfüllt man Sonderwünsche, fällt Mehrarbeit an.

IMG_40631Anja Niering (Stadtarchiv Dresden) und Merit Kegel (Hans-Erlwein-Gymnasium Dresden): Lernort Archiv – nachhaltige Kooperationen zwischen Bildungsinstitutionen und dem Stadtarchiv am Beispiel des Stadtarchivs Dresden und des Hans-Erlwein-Gymnasiums Dresden / Deutschen Hygiene-Museums Dresden.
Niering stellt den guten räumlichen Rahmendingungen des Dresdener Stadtarchivs die fehlende personelle Ressourcen gegenüber. Eigene Projekte des Stadtaqrchivs sind somit erschwert, wie wohl „Archivpädagogik in Zeiten von Pegida“ mehr als wünschenswert sei. In der Regal erfolgt der Kontakt zu Bildungseinrichtungen über Führungen. Ein weitergehendes Projekt wird zeitlich und thematisch eingegrenzt und im Stadtarchiv von einem Ansprechpartner beplant.
Niering lenkte nun den Blick auf eine weitere Bildungseinrichtung: die Universitäten. Gemeinsam mit der TU Dresden hat das Stadtarchiv Praxisseminare durchgeführt, u. a. „Geschichte aus dem Archiv, Geschichte im Archiv“. Nach einer allgemeine Einführung recherchierten die Studierenden selbstständig zu stadthistorischen Fragestellungen im Archiv. Daraus entstand eine Plaktausstellung die im Archiv gezeigt. wurde. Fazit: Bildungspartnerschaften sollten nicht nur mit Schulen sondern auch mit Universitäten eingegangen werden. Gerade die Defizite bei der Vermittlung der historischen Hilfswissenschaften im Zuge des Bologna-Prozesses bieten hier Anknüpfungsmöglichkeiten.
Merit Kegel stellt anschließend den Denkmalpfad des Hans-Erlwein-Gymnasiums vor. Entstanden ist dieses Projekt mit mehreren Projektpartner (Deutsches Hygiene Museum, Schulmuseum und Stadtarchiv) aus mehreren (Bau-)Jubiläen des Gymnasium in Verbindung mit Anforderungen der Lehrpläne. Es ergab sich die eher ungewöhnliche Fächerkombination: Geschichte, Geographie und Biologie. Schülerinnen und Schüler sollten zum Neubau des Gymnasium im Jahr 1914 in den genannten Einrichtungen, vor allem aber im Stadtarchiv, recherchieren. Vor allem unter Berücksichtung der Frage, wie der Architekt Hans Erlwein die neuen Hygiene-Vorstellungen in seinen Planungen umsetzte. Als Ergebnis entwickelten die Schüler 8 Plakte mit QR, die heute in der Schule auf die Baugeschichte hinweisen. Wie nachhaltig ist nun dieses Projekt? Es wurde eine AG Schularchiv ( Kl. 6-9) gegründet, die sich jährlich einem schul(bau)geschichtlichem Thema widmet. Ferner wurde das fachübergreifende Projekt festgeschrieben in den 7. klassen besuchen die Schülerinnen und Schüler nun weiterhin das deutsche Hygiene-Museum und das Stadtarchiv. Die inhaltliche Recherche erfolgt dann in der Schule mit Hilfe der Plakate.

Markus Müller-Henning ( Hess. HauptstaatsarchivWiesbaden): Auf dem Weg zur Partnerschaft – archivpädagogische Kooperationsmodelle in Hessen.

Müller-Hering stellte das archivpaägagogische „vorbildliche“ Bundesland Hessen. Die Vorbildfunktion bezieht sich allerdings vor allem auf die seit 1986 bestehende Ausstattung der Landesarchiv mit Archivpädagogen.

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