Kurzbericht zum 8. Arbeitstreffen der AG Norddeutscher Hochschularchive am 26.10.2016 in der Technischen Informationsbibliothek in Hannover

Hochschularchive
Die Teilnehmer des diesjährigen Treffens
Die Teilnehmer des diesjährigen Treffens (Foto: TIB)

Am 26. Oktober 2016 traf sich die Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Hochschularchive auf Einladung des Archivs der TIB/Universitätsarchiv Hannover in der Technischen Informationsbibliothek in Hannover. Die lockere Gruppe von Hochschul- und Wissenschaftsarchivaren aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern trifft sich seit 2011 in regelmäßigen Abständen, um aktuelle Themen, die das norddeutsche Hochschularchivwesen betreffen, zu diskutieren. Teilnehmende Archive waren in diesem Jahr die Universitätsarchive Bremen, Hamburg, Hildesheim, Lüneburg, Oldenburg, Vechta, das Archiv der TIB/Universitätsarchiv Hannover und das Universitäts-/Hochschularchiv Osnabrück.

Nach der Begrüßung machte Lars Nebelung M.A. (Archiv der TIB/Universitätsarchiv Hannover) den Einstieg mit einer Vorstellung des neuen Archivs der TIB/Universitätsarchiv Hannover. Das 1986 gegründete Universitätsarchiv war seit 2005 der Technischen Informationsbibliothek/Universitätsbibliothek Hannover (TIB/UB) zugeordnet. Aufgrund der Zugehörigkeit zur Leibniz-Gemeinschaft, die eine Eigenständigkeit voraussetzt, wurde Anfang 2016 die TIB als Stiftung öffentlichen Rechts des Landes Niedersachsen gegründet (die Universität verfügt über keine eigene UB mehr). Infolge dessen stellte sich auch die Frage, wie mit dem Universitätsarchiv zu verfahren ist. Nach Abwägen von verschiedenen Optionen wurde schließlich entschieden, das Universitätsarchiv aufzulösen und ein Archiv der TIB zu gründen, das gleichzeitig auch per Kooperationsvertrag die Archivierung von Unterlagen der Universität übernimmt. Das Archiv der TIB/Universitätsarchiv Hannover profitiert so auch weiterhin vom Know-How der Bibliothek und es ergeben sich Synergieeffekte in den Bereichen Lesesaal, Magazinierung, Digitale Archivierung, etc.

Referat von Thomas Bähr (TIB)
Referat von Thomas Bähr (TIB), Foto: Thorsten Unger

Im Anschluss daran stellte Thomas Bähr (TIB) die Aufgaben Bestandserhaltung und Digitale Langzeitspeicherung der TIB vor. Im Mittelpunkt steht dabei die Nutzung und textliche Weiterverarbeitung der gespeicherten Inhalte. Als Beispiele der Digitalisierung bzw. der Bestandserhaltung nannte Bähr u.a. Mikroformen aus Luft- und Raumfahrt, CD’s, den seit 2012 in der TIB aufbewahrten IWF-Bestand (ca. 10000 analoge und digitale Filme). 2009 startete an der TIB ein Projekt, das zum Ziel hatte, ein funktionierendes System für die digitale Langzeitarchivierung zu bieten, das sich nun seit 2012 im Produktivbetrieb befindet. Derzeit werden bereits ca. 20 Millionen Dateien mit einem Volumen von 74 TB archiviert. Die Langzeitspeicherung wird aber nicht nur für das eigene Haus genutzt, sondern auch als Service-Leistung auf verschiedenen Levels angeboten. Das Angebot ist mittlerweile zertifiziert (Data Seal of Approval, ein nestor Siegel ist in Vorbereitung). Weitere Informationen finden sich hier.

Im Anschluss an den Vortrag ging Lars Nebelung auf die Zusammenarbeit mit dem Archiv ein. Angedacht ist bereits, die digitalisierten Matrikel der Universität dort zu archivieren und künftig auch Daten aus dem noch zu implementierenden Campus-Management-System dort zu speichern. In der anschließenden Diskussion wurde u.a. auch das Thema Forschungsdatenspeicherung aufgeworfen und neben der Heterogenität des Materials von Herrn Bähr auch auf das Problem der Haftung hingewiesen, sollten Daten in einem Langzeitarchiv verloren gehen.

In einem Impulsreferat stellte Lars Nebelung M.A. (Archiv der TIB/Universitätsarchiv Hannover) anschließend die Planungen zur Einführung eines Life-Cycle umfassenden Campus-Management-Systems an der Universität Hannover vor. Wie wesentlich das Einbinden des zuständigen Hochschularchivars ist, zeigte sich an einem ersten Beispiel, wo ein potentieller Anbieter v.a. auf die Nachfragen keine kompetenten Antworten auf die Langzeitarchivierung geben konnte. Der jetzt ins Auge gefasste Anbieter kann dagegen ein DOMEA-zertifiziertes Produkt anbieten. Im Referat klang auch das Problem des Datenschutzes an, weil oftmals gefordert wird, Daten nach Ablauf der Fristen zu löschen. Nebelung betonte, dass die Anbietung von Unterlagen an das Archiv gleichbedeutend mit einer datenschutzrechtlich vorgeschriebenen Löschung der Daten ist. Darüber hinaus sind Archivgesetze in der Regel älter als die Datenschutzgesetze und werden deswegen nicht von ihnen tangiert. Hinsichtlich der spartenübergreifend immer wieder zu beobachtenden Tendenz, widerrechtlich gespeicherte Daten zu löschen, mahnte er an: Archive müssen über Verwaltungshandeln informieren, also gerade auch über widerrechtliche Speicherung von Daten. Beim Betrieb eines Systems ist natürlich wichtig, dass die Unveränderbarkeit der Daten über den Workflow oder technische Schutzmaßnahmen zu gewährleisten ist, was ersterer Anbieter nicht konnte: Das System speicherte nur jeweils die aktuellen Daten und überschrieb ältere.

Zum Abschluss wurde sich kurz über die Möglichkeiten der FAMI-Ausbildung in Hochschularchiven ausgetauscht und der neue Verband Niedersächsischer Archivarinnen und Archivare vorgestellt, der aus der ehemaligen ANKA hervorgegangen ist. In der Jahresgebühr von 20 Euro sind jeweils Tagungsgebühren und die Publikation „Archiv-Nachrichten Niedersachsen“ enthalten. In den Verein können auch Ehrenamtliche, die in Archiven tätig sind, eintreten.

2 Gedanken zu „Kurzbericht zum 8. Arbeitstreffen der AG Norddeutscher Hochschularchive am 26.10.2016 in der Technischen Informationsbibliothek in Hannover

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  1. Es wäre sehr schön, wenn der VNA eine Homepage, Blog oder eine andere Möglichkeit der Information über seine Arbeit geben würde. Der VNA ist Quasi sowas wie der zweite deutsche Archivverband (halt regional begrenzt auf Niedersachsen), da er ja keine VdA-Landesverband ist (was immer noch eine Option für die Zukunft wäre….). Ideal wäre es, wenn der VNA zum 87. Deutschen Archivtag in Wolfsburg (also Niedersachsen) ein Informationsangebot erstellen würde, damit sich VdA und VNA besser annähern und austauschen können.
    Übrigens….obwohl der VdA der Veranstalter des Deutschen Archivtags ist, würde ich mir zur Eröffnungsveranstaltung zumindest Grußworte des VNA wünschen!

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