Informations­plattform „forschungsdaten.info“

Hochschularchive, Überlieferungsbildung

Die Universität Konstanz hat eine empfehlenswerte Informationsplattform ins Netz gestellt, die sich dem Thema „Forschungsdatenmanagement“ allgemeinverständlich annimmt. Die Plattform ist aus dem Projekt bwFDM-Info der Universitäten Heidelberg, Hohenheim, Konstanz, Tübingen und des KIT entstanden und wurde durch das MWK Baden-Württemberg gefördert.

Warum ist das Thema von Relevanz? Einhergehend mit der Digitalisierung bzw. der Arbeit mit „born digitals“ stellt sich an Hochschulen zunehmend die Frage, wie mit Forschungs- bzw. Primärdaten umzugehen ist – also den Daten, auf deren Grundlage ein Forschungsprojekt fußt. Die Grundproblematik ist dabei dieselbe wie beim klassischen Verwaltungsschriftgut: Während Wissenschaftler vor einigen Jahrzehnten ihre analogen Fragebögen oder Laborbücher einfach ins Regal stellen konnten (wo sich diese in der Regel mit einigen wenigen Maßnahmen ohne größeren Verlust aufbewahren ließen), muss er heute dafür sorgen, dass seine Dateien oder Datenbanken auch noch einige Jahre technisch lesbar bleiben.

Eines der größten Probleme ist dabei, dass das Thema noch nicht überall in der Wissenschaft angekommen ist bzw. den Wissenschaftler vor die Frage stellt, wie er diese zusätzliche und nicht ganz triviale Aufgabe leisten kann. Hierbei kann schon die von der DFG geforderte Frist von zehn Jahren eine Herausforderung sein. Unabhängig von der Problematik des Dateiformats und der Rechts- und Revisionssicherheit stellen sich hierbei die grundsätzlichen Fragen: Wer ist für die Aufbewahrung zuständig: Der Forscher oder die Hochschule? Speichert man auf einem Hochschulserver oder in Fachrepositorien? Können die Daten Open Access (nach-)genutzt werden oder bleiben sie unter Verschluss? Und letztlich die für Hochschularchive wichtige Frage: Wie übernehme ich angebotene und als archivwürdig bewertete Forschungsdaten nach Ablauf der Frist in mein Hochschularchiv, v.a. wenn nicht zuvor schon Maßnahmen zur Langzeitspeicherung getroffen worden sind?

Dass es sich dabei um ein Thema handelt, bei dem die Hochschularchive Präsenz zeigen und Hand in Hand mit den Hochschulbibliotheken, Rechenzentren oder anderen Kooperationspartnern arbeiten sollten, daran besteht meines Erachtens kein Zweifel. Im Archivar 2013/02 hat sich Klaus Nippert (KIT-Archiv) der Thematik bereits angenommen und deren Relevanz für die Hochschularchive in den Fokus genommen (S. 154-159). Das Thema wird auch von einer Arbeitsgruppe in der Fachgruppe 8 des VdA bearbeitet. Gesammelte Informationen zum Themenkomplex findet man auch auf Archivalia. Die Plattform „forschungsdaten.info“ bietet zusätzlich für die Hochschularchive, die sich mit der Thematik befassen wollen, eine gute Einstiegsmöglichkeit.

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