16 Jahre FaMI – ein Beruf, der den Kinderschuhen entwächst?

von Stefanie Weiß

Seit 1998 gibt es den Beruf des Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) in fünf Fachrichtungen. Am häufigsten werden FaMIs im Bereich Bibliothek ausgebildet, gefolgt von Archiv. Nur wenige absolvieren die Spezialisierung Information und Dokumentation. Auszubildende im Bereich medizinische Dokumentation bzw. Bildagentur sind statistisch kaum nachweisbar. Ursprünglich wurden die Berufsinhalte in unterschiedlichen Ausbildungsgängen vermittelt, als Archivassistent, Bibliotheksassistent oder in Thüringen als Dokumentationsassistent. Die Suche nach einem neuen Ausbildungsmodell und nach einem Namen zog sich über mehrere Jahre. Die letztlich gefundene Berufsbezeichnung „Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste“ ist jedoch ein sperriger Titel. Keines der Einsatzgebiete spiegelt sich wider. Sowohl der Auszubildende als auch der Ausbilder müssen die Tätigkeiten und Einsatzgebiete erklären. Allein für das Einsatzgebiet im Medienbereich gibt es unzählige Bezeichnungen wie etwa Mediendokumentar, Archivar, Dokumentar, Informationsdokumentar oder Rechercheur.

Das Zusammenspiel von Theorie (Schule) und Praxis (Ausbildungsbetrieb) ist mit entscheidend für einen qualifizierten Einsatz der Azubis während und nach der Berufsausbildung. Deshalb sollte die Ausbildung schneller auf Veränderungen im Berufsumfeld eingehen. Außerdem müssen Rahmenlehrplan und Berufsverordnung regelmäßig aktualisiert werden.

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Wieviel Radfahrerwissen steckt noch in Archiven?

ein Gastbeitrag von Jens Bemme

Das Jubiläum „200 Jahre Fahrrad“ ist eine runde Gelegenheit zu fragen, wieviel altes Radfahrerwissen in Archiven steckt das noch nicht gesucht, gefunden und erneut sichtbar gemacht wurde. Welche Wege gibt es, für dieses Wissen und die Quellen, in denen es steckt und stecken könnte, Neugier zu wecken?

Durch die Digitalisierung historischer Radfahrerbücher entstand in den vergangenen Jahren eine digitale „Sammlung“ von Tourenbüchern, Radfahrerkarten und anderer Radfahrerliteratur. Die Herausgeber und Autoren waren im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bürgerliche Radfahrer und Vereinsfunktionäre – später auch Arbeiter-Radfahrer bzw. Verlage, die für diese radfahrenden Kunden veröffentlichten. Dabei kann man feststellen: Die regionalen Radfahrerbünde sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Auch eine wünschenswerte Übersicht aller historischen Radfahrervereine gibt es noch nicht. Stadt- und Staatsarchive sind dafür mutmaßlich unerschöpfliche Quellen, um die Geschichte des Fahrrads und des Radfahrens auf lokaler und regionaler Geschichte 2017 (und danach) im Detail neu zu erzählen.

Von Interesse für die Familien- und Heimatforschung könnte bspw. das Jahrbuch der deutschen Radfahrervereine 1897 sein. Auf Wikisource wird die OCR der 440 Seiten des Jahrbuchs mit Vereinsadressen, Namen und Berufsbezeichnungen derzeit korrigiert. Hilfe ist willkommen – und Verbindungen zu und mit anderen (digitalen) Quellen erst recht!

Gab es in Ihrem Ort um 1900 einen Radfahrerverein? Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung!

Kontakt: Jens Bemme, Dresden – www.jensbemme.de, Twitter: @jeb_140 bzw. @radfahrerwissen

Die Citizen Science Strategie 2020 für Deutschland und die Archive

von Thekla Kluttig

Fachvortrag in der Ersten Gemeinsamen Arbeitssitzung beim 86. Deutschen Archivtag 2016 in Koblenz

Seit 1984 trifft sich der Arbeitskreis Stadtgeschichte Sankt Augustin zum Austausch über geschichts- und heimatkundliche Themen. Das Stadtarchiv informiert auf seiner Website über den Arbeitskreis und arbeitet eng mit ihm zusammen. So erstellen Mitglieder der Fotogruppe des Arbeitskreises ehrenamtlich Aufnahmen zur Entwicklung der Stadt für die Bildsammlung des Stadtarchivs.

Zwischen 2009 und 2013 erschließen ehemalige Mitarbeiter der Fluggesellschaft Swissair in einem Crowdsourcing-Projekt maßgebliche Teile des Fotoarchivs der Swissair, die sich im Bildarchiv der ETH-Bibliothek in Zürich befinden. Das Bildarchiv hat seine Aktivitäten zur Identifizierung von Fotos durch interessierte und kundige Bürgerinnen und Bürger seitdem deutlich ausgeweitet. Auf seinem Blog berichtet es u. a. über die Identifizierungserfolge, und durch die große Reichweite des Blogs wird auch das Carola-Schlösschen in Dresden – weit entfernt von der Schweiz – erkannt.

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Archive als Institutionen der Geschichtskultur. Zum Selbstverständnis und zur Didaktik des Archivs

von Susanne Rieß-Stumm

Die Vorstellung vom Archivar, der im Kellergewölbe, über Akten gebeugt, still vor sich hin forscht, hält sich hartnäckig in den Köpfen der Öffentlichkeit. Und das, obwohl wir Archivarinnen und Archivare auf vielfältige Weise den Kontakt zur interessierten Öffentlichkeit suchen. Die Frage, warum das so ist und was die Archive ändern müssen, um die Archive als Orte der lebensweltlichen Orientierung und Identitätsfindung zu etablieren, die allen, nicht nur der wissenschaftlichen Öffentlichkeit, offenstehen, treibt mich seit vielen Berufsjahren um. Welche Ideen und Gedanken haben Kolleginnen und Kollegen dazu? Über Rückmeldungen und Diskussionsbeiträge würde ich mich freuen.

Dissertationsprojekt von Susanne Rieß-Stumm an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, betreut von Prof. Dr. Saskia Handro (Institut für Geschichtsdidaktik) und von Prof. Dr. Susanne Freund (Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam).

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Aktenzeichen XY … aufgelöst, oder: Fortbildungen zur Schriftgutverwaltung durch Hochschularchive

Bei vielen Hochschularchiven gehören nicht nur Bestandsbildung und -sicherung, sondern auch das Beraten in Fragen der vorarchivischen Schriftgutverwaltung zur täglichen Arbeit. Sowohl im Rahmen von Beratungsgesprächen als auch durch telefonische Anfragen wird in der analogen und der elektronischen Aktenführung beraten. Manche Archive bieten darüber hinaus umfangreiches Material zum Download im Inter- oder Intranet an. Gerade im Fall der elektronischen Archivierung ist die Beratungsfunktion natürlich besonders wichtig, um auch die Interessen des Archivs hinsichtlich der Langzeitarchivierung angemessen vertreten zu können.

An der Universität und der Hochschule Osnabrück hat sicher darüber hinaus ein weiteres Modell etabliert: Im Rahmen des offiziellen Fortbildungsprogramms werden Mitarbeiter der Hochschulen in Fragen der Schriftgutverwaltung geschult. Seit 2012 bietet das im Nds. Landesarchiv – Standort Osnabrück untergebrachte Universitäts -und Hochschularchiv solche Veranstaltungen an (eingeführt durch meinen Amtsvorgänger).Weiterlesen

VdA deaktiviert vorübergehend Facebook-Fanpage

In den letzten Monaten ist auf EU-Ebene durch das Inkrafttreten der DSGVO der Datenschutz deutlich verschärft worden. Während in vielen Bereichen Anpassungen stattgefunden haben, bleibt der Datenschutz bei Facebook für die NutzerInnen undurchsichtig und entspricht nicht der neuen EU-weiten Rechtslage. Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. hat sich  in den vergangenen Wochen nochmals intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und nun die Konsequenzen gezogen.

Die Umsetzung der am 25. Mai 2018 nach zweijähriger Übergangszeit in Kraft getretene EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat in den vergangenen Wochen alle Archiveinrichtungen und natürlich auch den VdA massiv beschäftigt. Nach Aussage der Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit bedeutet die DSGVO mehr Rechte für die Bürger. Für die Archive und den Verband ist der Datenschutz schon von Berufs wegen ein hohes Gut, siehe auch Code of Ethics (1996 angenommen vom ICA beim Internationalen Archivkongress in Peking). Die nun in Kraft getretene DSGVO bedeutet nun für die Archivcommunity, wie wir mittlerweile wissen, ein Mehr an benötigten Ressourcen von Zeit und Personal.

Quelle: https://www.maxpixel.net

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Bloggen als Mittel zur Bestandsergänzung?

In den vergangenen Jahren haben sich eine ganze Reihe von archivwissenschaftlichen Blogs etabliert. Gebloggt wird z.B. über die Arbeit des eigenen Archivs, über archivfachliche und natürlich auch über historische Themen – entweder (populär-)wissenschaftlich aufgearbeitet oder direkt und ungefiltert aus den Quellen.

Zur letzteren Form zählt auch das Blog zur Geschichte der Adolf-Reichwein-Hochschule, das 2014 anlässlich eines 60jährigen Absolventenjubiläums durch das Universitätsarchiv Osnabrück ins Leben gerufen wurde.[1] Gegenstand des Blogs ist die Geschichte der Pädagogischen Hochschule Osnabrück. Zum Hintergrund: 1946 gegründet wurde die Hochschule 1953 aus Kapazitätsgründen nach Osnabrück verlegt. Ende der 1960er Jahre wurde die PH zu einer Abteilung der PH Niedersachsen bevor sie Anfang der 1970er Jahre im Zuge der Universitätsgründung ein Bestandteil der Universität Osnabrück wurde. Das Blog konzentriert sich auf den Zeitraum 1946 bis 1973 und beleuchtet die Entwicklung an den Standorten Celle und Osnabrück.
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„flurgespräche“ holt die Opfer des NS an die Universität Münster zurück

von Sabine Happ

In einem gemeinsamen Projekt von Universitätsarchiv Münster und Kontaktstelle Studium im Alter der Universität Münster haben jüngere und ältere Studierende drei Semester lang die Lebenswege von Opfern des Nationalsozialismus an der Universität Münster erforscht. Das Ergebnis sind 65 Gedenkblätter und Kurzbiographien, die von 31 Autorinnen und Autoren erstellt wurden.

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Neuer VdA-Arbeitskreis: Offene Archive

Via VdA-Homepage:

Auf Antrag aus der Mitgliedschaft hat der Gesamtvorstand des VdA in seiner Herbstsitzung 2016 den Arbeitskreis Offene Archive als spartenübergreifenden Arbeitskreis eingerichtet. Er soll die aktuellen Entwicklungen von digitalen Kommunikations-, Kollaborations- und Präsentationsmöglichkeiten begleiten und für Beratungen zur Verfügung stehen.

Konstituiert hat sich der Arbeitskreis einerseits aus der (auch weiterhin aktiven) AG Social Media und Öffentlichkeitsarbeit des VdA sowie aus dem Umfeld der seit 2012 stattfindenden Konferenzreihe Offene Archive. Themen und Projekte sind unter anderen die Implementierung und Nutzung von Sozialen Medien und Blogs, partizipative Nutzerkontakte aller Art, Ausrichtung von Veranstaltungen zum Thema sowie aktive Mitwirkung im Rahmen von Archivtagen (zum Beispiel in Form einer Social-Media-Lounge beim Deutschen Archivtag).

Die Konferenz Offene Archive samt BarCamp (ArchivCamp) ist durch die Mitwirkung des Arbeitskreises im Jahr 2017 erstmals auch eine Veranstaltung des VdA.

Geplant sind zwei jährliche Treffen der Mitglieder des Arbeitskreises. Dieser setzt sich -Stand Februar 2017- aus folgenden Personen zusammen: Dr. Antje Diener-Staeckling, Dr. Bastian Gillner, Dr. Joachim Kemper, Dr. Thorsten Unger, Andrea Rönz und Thomas Wolf.