Bericht von der Frühjahrstagung der Fachgruppe 8 „Neue Wege der Öffentlichkeitsarbeit“ in Magdeburg

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Ein Gastbeitrag von Dr. Anja Kürbis

Foto: Jana Dünnhaupt

Vom 23. bis zum 24. März 2023 fand in der anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg die Frühjahrstagung der Fachgruppe 8 im VdA statt. Gastgeber für ca. 80 Teilnehmer:innen war das Universitätsarchiv Magdeburg der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Auf Wunsch der Teilnehmer*innen, startete die Frühjahrstagung bereits einen Tag zuvor mit virtuellen Foren. Schwerpunkte bildeten aktuelle Fragestellung. So informierte Klaus Nippert (KIT-Archiv Karlsruhe) über den aktuellen Stand der Arbeiten am Nestor-Standard Studierendendaten. Lisa Witowsky (Universitätsarchiv Bayreuth) stellte die von ihr erarbeitete Richtlinie zur Aussonderung von Personalakten an der Universität Bayreuth zur Diskussion. Katrin Hauenschild (MID Sachsen-Anhalt) gab einen Einblick in die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes im Hochschulbereich. Auf großes Interesse stieß das Forum „Verbünde zur Digitalen Archivierung. Aufbau, Stand und Perspektiven“. Vertreter der Hochschularchive Bayerns (Andreas Becker), Baden-Württembergs (Regina Keyler), Hessens (Joachim Hendel) und Nordrhein-Westfalens (Hendrik Friggemann) berichteten in kurzen Vorträgen über ihre Verbünde. Deutlich wurde, dass im Hinblick auf Struktur und Herangehensweise unabhängig von der eingesetzten Software (außer NRW setzten alle die Softwarelösungen von DIMAG ein) alle Verbundlösung individuelle Merkmale aufweisen. Alle vier Referenten empfahlen nachdrücklich, sich rechtzeitig mit den Entscheidungsträgern über die Finanzierung der Elektronischen Archivierung in Verbindung zu setzen.

Die Eröffnung der Tagung in Präsenz erfolgte durch die freundlichen Grußworte der stellvertretenden Kanzlerin der Otto von Guericke-Universität und des gastgebenden Archivs. Den Eröffnungsvortrag hielt Robin Mishra, Direktor Kommunikation beim Bundesarchiv. Er gab einen Überblich über verschiedene Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit seiner Einrichtung. Das Ziel, ein öffentliches Bewusstsein für die Arbeit des Bundesarchivs zu schaffen, manifestiert sich in einer enormen Bandbreite von Vermittlungswegen. Die Diskussion entzündete sich im Anschluss u.a. an den von Robin Mishra benannten Ankerpunkten der Öffentlichkeitsarbeit und der Frage der politischen Neutralität von Archiven.

Dr. Robin Mishra (Bundesarchiv), Foto: Jana Dünnhaupt

Andreas Becker (Universitätsarchiv Regensburg) stellte seinem Referat zum Thema „Archive ohne Lobby“ seine Anfrage an Chat-GPT über Archive voran. Indem er auf die Divergenz der Bedeutung des Worts „Lobbyismus“ von Archiven und ihrer öffentlichen Wahrnehmung verwies, stellte Becker die Frage nach der Zukunft der Archive: Jede Gesellschaft müsse den Wert ihrer Kultur/ihres Kulturgutes neu verhandeln. Archive müssten somit die Gesellschaft von der Bedeutung des von ihnen verwahrten Kulturgutes überzeugen. In der Diskussion wurde der Vorschlag Beckers, auf der Basis von Kennzahlen im Gespräch mit den Archivträgern zu bleiben, aufgenommen und angeregt, einheitliche statistische Daten für die Hochschularchive zu erheben.

Die sich anschließenden Impulsreferate gaben einen Einblick in ausgewählte Initiativen archivischer Öffentlichkeitsarbeit. Während Sandra Schleinitz (Universitätsarchiv Magdeburg) von der Konzipierung und Umsetzung der Internetpräsentation des Magdeburger Universitätsarchivs berichtete, stellte Stefan George (Universitätsarchiv Mainz) das Twitter Projekt zum Hochschuljubiläum vor, welches in enger Zusammenarbeit mit den Mainzer Historikern durchgeführt wurde. Trotz des nicht zu unterschätzenden Aufwandes sei das Projekt als erfolgreich zu bewerten, da es mit den historischen Themen auch das Archiv in den Fokus der universitären Öffentlichkeit rückte. Über den gemeinsamen virtuellen Tag der Archive der Universitätsarchive Chemnitz, Dresden und Leipzig berichtete Judith Matzke (Universitätsarchiv Dresden). Obwohl das Angebot auf eine sehr geringe Resonanz stieß, erwies sich letzten Endes die Initiative zumindest für das Dresdener Archiv erfolgreich, welches auf diese Weise einen Praktikanten für das Archiv rekrutieren konnte. Damit war der Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit als Mittel der Fachkräftegewinnung bereits benannt.

Die Postersession und die anschließende Diskussion widmeten sich dem Thema des „idealen Lesesaals“. Ein Ergebnis war, dass das Format kaum für das Entwickeln von Utopien genutzt wurde, sondern nur minimale Verbesserungsvorschläge der bestehenden Lesesäle vorgebracht wurden.

Den ersten Tagungstag beendete der informative und sehr unterhaltsame Vortrag von Frank Hadler (Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa) mit dem Titel „Ohne Quellen geht’s nicht … 40 Jahre Archiverfahrung zwischen Brno, New York und Leipzig“. Der Historiker erzählte von seinen Archivaufenthalten vor und nach dem politischen Umbruch unter Fokussierung auf seine Erfahrungen mit Archivar:innen und ihren Rollen gegenüber wissbegierigen Nutzern. Hadler sprach der archivarischen Zunft seine Anerkennung aus und appellierte an die Archivträger, die Archive mit Personal zu besetzen, welches über das erforderliche Expertenwissen verfügt.

Der zweite Tag begann mit der Fachgruppensitzung und der aktuellen Stunde. Die beiden Vorsitzenden der Fachgruppe 8, Kristina Starkloff (Archiv der Max-Planck-Gesellschaft Berlin) und Anja Kürbis (Universitätsarchiv Ilmenau) informierten v.a. über anstehende Termine, den Relaunch der VdA-Webpräsenz und damit auch der Webpräsenz der Fachgruppe. Im Anschluss berichteten Klaus Nippert (KIT-Archiv Karlsruhe) vom Stand der Arbeiten am Nestor-Standard Studierendendaten und Frau Elisabeth Klindworth (Archiv der Max-Planck-Gesellschaft Berlin) über den KLA-Workshop „Think DIP – Access zu digitalem Archivgut“, Jürgen Bacia (afas) über den Stand und die Perspektive des Archivs für alternatives Schrifttum (Duisburg) und Anja Kürbis (Universitätsarchiv Ilmenau) über die Aktivitäten der AG Campus Records Management.

Die Tagung endete mit einer Podiumsdiskussion, die sich der Frage: „Archiv kann jeder?“ und dem derzeit in allen Archivsparten diskutierten Problem des Fachkräftemangels widmete. Unter der Moderation von Sabine Happ (Universitätsarchiv Münster) diskutierten Katharina Tiemann (LWL-Archivamt), Sandra Schleinitz (Universitätsarchiv Magdeburg) und Hendrik Friggemann (Universitätsarchiv Duisburg-Essen) über die mit dem Fachkräftemangel einhergehenden Probleme, mögliche Perspektiven und Lösungswege. Katarina Tiemann betonte die Notwendigkeit, ein „qualifiziertes Aus- und Weiterbildungsprogramm für das deutsche Archivwesen“ mithilfe von Modularisierungen einzurichten. Hendrik Friggemann erklärte, dass die Attraktivität der Stelle und des Berufes sichtbarer gemacht werden sollte. Grundsätzlich würden in den Archiven verstärkt Quereinsteiger zum Einsatz kommen, worauf sich die Archivcommunity z.B. durch Weiterqualifikationsmöglichkeiten vorbereiten müsste, indem sie z.B. durch das Angebot, die fehlende Qualifikation nachzuholen.

Das Rahmenprogramm, bestehend aus einer Führung durch das Universitätsarchiv Magdeburg und eine Stadtführung, rundeten die Fachtagung ab.

Die Tagung war hervorragend organisiert durch das kleine und äußerst engagierte Team des Magdeburger Universitätsarchivs unter der Leitung von Carmen Schäfer. Ihr, ihrer Mitarbeiterin Sandra Schleinitz sowie der Otto-von-Guericke-Universität gilt unser herzlicher Dank! Ebenso gedankt sei Stefan Luther (Universitätsarchiv Chemnitz), der erneut für die Onlinepublikation der Vortragsfolien und/oder Referate auf dem Publikationsserver der Universität Chemnitz verantwortlich zeichnet. Der Link wird auf der Webpräsentation der Fachgruppe veröffentlicht.

Als Autorin dieses Tagungsberichtes sei mir noch ein persönliches Wort erlaubt: Die Magdeburger Frühjahrstagung zeigte einmal mehr, wie engagiert und aktiv die Community der Archivar*innen der Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen ist. Es war mir eine Freude, Mitglied dieser Fachgruppe sein, gemeinsam mit den Kolleg*innen an fachlichen Themen zu arbeiten und als Ko-Vorsitzende die Geschicke dieser Fachgruppe lenken zu dürfen. Ich wünsche der Fachgruppe und ihren Mitgliedern alles Gute!

#hochschularchive

Foto: Jana Dünnhaupt

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