Einreichungsfrist verlängert (bis 1. Dezember 2015) Call for Papers – Koblenz

Allgemein

CALL FOR PAPERS – FIRSTVERLÄNGERUNG BIS 1. DEZMEBER 2015!

86. Deutscher Archivtag Koblenz 2016

Vom 28. September bis 1. Oktober 2016 findet in Koblenz der 86. Deutsche Archivtag statt. Der Vorstand des VdA hat sich für das folgende Rahmenthema entschieden:

KOMPETENT! – ARCHIVE IN DER WISSENSGESELLSCHAFT

Schon seit Jahrzehnten befindet sich die industrielle Gesellschaft in einem Wandel hin zu einer Wissensgesellschaft. Die Ressourcen Arbeit, Kapital und Rohstoffe spielen zwar nach wie vor eine gewichtige Rolle, Wissen wird aber immer bedeutender, und zwar in zunehmendem Tempo. Der Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft wird von der Soziologie als genauso bedeutsam angesehen wie der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Wissen und Wissenschaft werden mittlerweile als Teil des Produktionsprozesses und als Dienstleistung verstanden, als Kostenfaktor und als Wettbewerbsvorteil. Wissen ist nicht mehr etwas, das sich Einzelne oder Gruppen aneignen, sondern es soll jederzeit und überall für alle verfügbar sein oder gegen Entgelt zur Verfügung gestellt werden können. Vernetzung und Interdisziplinarität sind die Schlagworte, auf politischer Ebene resultieren Demokratisierung und Bürgergesellschaft hieraus. Von Belang ist dabei nicht nur das reine Bereitstellen von Fakten, sondern insbesondere auch deren Qualität. Der Vermittlung von Wissen und der Beurteilung von Informationen kommen dabei Schlüsselfunktionen zu.

Von jeher dienen Archive der Vermittlung von Informationen. Mit dem Wandel auf gesellschaftlicher Ebene geht jedoch auch ein Wandel der Archive einher. Nicht nur die Archive und ihre Arbeit ändern sich im Zuge des technologischen Fortschritts, sondern auch die Art und Weise, wie sie von außen wahrgenommen werden, mit welchen Erwartungen sie sich konfrontiert sehen und wie sie sich selbst in die aktuellen gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Debatten einbringen. Der Deutsche Archivtag in Koblenz soll einer Positionsbestimmung dienen und thematisiert den Platz, den Archive in der Wissensgesellschaft einnehmen bzw. einnehmen können. Dabei geht es zum einen um die Informations- und Beratungsfunktionen, die Archive gegenüber der Verwaltung, der Politik und den Nutzern ausüben, zum anderen um die Beratung, der sich Archive bedienen können, um den Anforderungen der sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden. Sicher ist: Archive verfügen über Kompetenzen, die für die Wissensgesellschaft wichtig sind. Diese gilt es zu vermitteln, auszubauen und zu optimieren.


Erste Gemeinsame Arbeitssitzung:
Standort der Archive in der Wissensgesellschaft

Bislang kam den Archiven eine Schlüsselrolle in der Informations- und Wissensgesellschaft zu. Doch diese Rolle ist durch die gegenwärtige gesellschaftliche und technologische Entwicklung einem Wandel unterworfen. In der ersten gemeinsamen Arbeitssitzung soll daher untersucht werden, welchen Platz die Archive aktuell in der Wissensgesellschaft einnehmen. Das Thema des Kongresses soll dabei übergreifend betrachtet werden, um es später in den einzelnen Sektionen vertiefen zu können. Dazu könnte folgenden Fragen nachgegangen werden:

Wo sieht uns die Wissensgesellschaft heute? Welche Kompetenzen werden Archiven zugeschrieben oder von ihnen erwartet? Sind diese Ansprüche gerechtfertigt oder zu hoch? Wie können sich Archive der modernen Wissensgesellschaft als kompetente Dienstleister anbieten? Wie können sie die archivische Kernkompetenz der Informationsvermittlung stärker betonen? Sind Archive ausreichend in der Wissensgesellschaft verankert und vernetzt?

Was wissen Politik und Wirtschaft von uns, wann fragt uns die Verwaltung? Wie beteiligen sich Archive an den aktuellen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Debatten? Wie bringen wir uns in die Gesetzgebung ein? Nehmen wir unsere Beratungsfunktion ausreichend wahr oder müssen wir aktiver werden?

Woher werden heute die Informationen beschafft? Haben Archive noch das Informations-monopol oder verringert sich ihre Bedeutung im Wettbewerb der Informationsgeber? Gibt es mehr Kooperationen zwischen Archiven und anderen Gedächtnisinstitutionen oder eher einen verstärkten Wettbewerb um die Kunden?

Neben den genannten Fragen können Sie auch gern weitere Aspekte bei der Standortbe-stimmung der Archive betrachten.

Vorschläge senden Sie bitte an die Sitzungsleitung:
Dr. Torsten Musial, Akademie der Künste, Filmarchiv, Telefon +49 30 20057 3258, E-Mail: musial@adk.de


Sektion 1:
Verwaltungsberatung

Archive sind i. d. R. Teil der Verwaltung ihres Trägers und werden doch eher als exotische oder zumindest als für die Geschichte zuständige Kultureinrichtung gesehen. Seltener werden die archivischen Kompetenzen erkannt, die für ein zukunftweisendes Informationsmanagement im Rechtsstaat erforderlich sind.

Die gesetzliche Verpflichtung der öffentlichen Verwaltung, ihre Unterlagen dem Archiv anzubieten, ist zwar i. d. R. das stärkste Argument, hilft aber angesichts von wilden Kassationen, fehlenden Aktenplänen und eigenwillig eingeführten elektronischen Systemen häufig nicht. Tatsächlich können Archivarinnen und Archivare die Verwaltung auf vielen Feldern kompetent beraten, etwa im Bereich der Registraturorganisation, der Bestandserhaltung, des Datenschutzes oder bei der Einführung von eGovernment.

In dieser Sektion sollen zum einen die Felder archivischer Kompetenz beispielhaft aufgezeigt werden. Zum anderen wird zu diskutieren sein, welches Wissen sich Archivarinnen und Archive zusätzlich aneignen bzw. welche Strategien entwickeln müssen, um die Anliegen gegenüber der Verwaltung optimal zu kommunizieren. Die Beiträge sollen über den Einzelfall hinausweisen und können durchaus Vorschläge und Erfahrungen auf archivpolitischer Ebene beinhalten.

Vorschläge senden Sie bitte an die Sektionsleitung:
Dr. Bettina Joergens, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Ostwestfalen-Lippe, Telefon +49 5231 766 112, E-Mail: bettina.joergens@lav.nrw.de


Sektion 2:
Politikberatung

Angesichts der Komplexität der Moderne sind Politikerinnen und Politiker auf Beratung angewiesen. Die Zahl der Personen und Institutionen, die eine solche Politikberatung anbieten, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Die Angebotspalette reicht dabei von der wissenschaftlich fundierten Bereitstellung von Wissen über kommerzielle Politikberatung bis hin zum Lobbying/Interessenvertretung.

Aber wo und wann suchen Politik und Gesellschaft den Rat der Archivarinnen und Archivare? Wann greifen sie auf das riesige Wissensreservoir in den Archiven zurück? Nur bei kulturpolitischen Fragen, wie z. B. dem Kulturgutschutz? Oder gibt es andere Felder, auf denen die Expertise der Archivarinnen und Archivare gefragt ist oder gefragt sein könnte? Welchen Beitrag können und wollen Archive aktiv zur Deutung und Gestaltung von Wirklichkeit leisten? Und wer sind die Adressaten dieser archivischen Angebote? Ausschließlich die politisch-administrativen Entscheidungsträger oder die Zivilgesellschaft als Ganzes? Gibt es auch Konfliktlinien, z. B. im Hinblick auf die Träger von Archiven?

Neben den genannten Fragestellungen können Sie auch gerne andere Aspekte des Themas Politikberatung untersuchen. Praktische Beispiele wie Grundsatzbeiträge sind gleichermaßen willkommen.

Vorschläge senden Sie bitte an die Sektionsleitung:
Dr. Monika Storm, Archiv des Landtags Rheinland-Pfalz, Telefon: +49 6131 208 2229, E-Mail: monika.storm@landtag.rlp.de


Sektion 3:
Archivberatung

Der Begriff und die Methode der Beratung nimmt mittlerweile in vielen Bereichen der Wirtschaft, der Verbandsarbeit und der öffentlichen Verwaltung eine gewichtige Stellung ein. Dies gilt auch für Archive. Berater beobachten, analysieren und bewerten Arbeitsschritte und -ergebnisse und entwickeln aus den gewonnenen Erkenntnissen Strategien, um bestehende Arbeitsprozesse effektiv und effizient auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Die aus der Beratung resultierenden Analysen und Ergebnisse können in vielerlei Hinsicht genutzt werden, um die eigene Arbeit voran zu bringen und zu optimieren. Dieser strategische Austausch könnte u. a. bei Themen wie der Neueinrichtung eines Archivs, einem Archiv(um)bau, dem Umzug einer archivarischen Einrichtung, der Aus- und Umgestaltung von Arbeitsprozessen, der Bestandserhaltung, der „digitalen Welt“, der Drittmittelakquise und dem Fundraising, der fachlichen Qualifikation bis hin zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und dem Archivmarketing zum Einsatz kommen.

Die Sektion möchte daher unter anderem folgende Fragestellungen in den Blick nehmen: Welche Erfahrungen haben Archive mit externer oder kollegialer Beratung gesammelt? Konnten durch Beratung Arbeitsprozesse und Projekte gewinnbringend realisiert bzw. optimiert werden? In welcher Form wird durch Archive das Angebot von Beratung durch Spezialisten, Fachgremien, wissenschaftliche Einrichtungen und Expertenrunden genutzt und wie sieht die Zusammenarbeit aus? Wie könnte eine effektive und zukunftsgewandte Beratung von Archiven ausgestaltet sein und welche Themen sind kurz-, mittel- und langfristig in den Blick zu nehmen?

Wurden oder werden in Archiveinrichtungen aktuell Strategien entwickelt, die regelmäßige Beratungen und Dialoge über die eigene Arbeit vorsehen – zum Beispiel durch Expertenrunden oder beratende ehren- und hauptamtliche Gremien? Welcher Nutzen steht hinter der Entwicklung solcher Strategien? Gibt es Überlegungen zur Errichtung von ehren- und hauptamtlichen Fach- und Expertengremien, die es sich zukünftig zur Aufgabe machen möchten, archivische Einrichtungen bei speziellen Aufgaben und Fragestellungen zu unterstützen? Werden in etablierten und aktiven Beratungs- und Fachgremien der archivarischen Fachwelt neue Ansätze entwickelt und diskutiert, um neue oder moderne Formen der Beratung zu etablieren?

Vorschläge senden Sie bitte an die Sektionsleitung:
Oliver Laux-Steiner M. A., Debeka, Unternehmensarchiv, Telefon: +49 261 498 1138, E-Mail: oliver.laux-steiner@debeka.de


Sektion 4:
Nutzerschulung

Im Zuge der Digitalisierung verändert sich das Verhältnis von Archivaren und Nutzern. Tendenziell nehmen die persönlichen Begegnungen ab, während elektronische Dienstleistungen stärker nachgefragt werden. In der Sektion 4 sollen die Herausforderungen diskutiert werden, die sich aus diesen veränderten Bedingungen ergeben.

Fragestellungen könnten sein: Wie sollen die Nutzer angesprochen werden, damit man weiß, was sie wollen? Mit welchen Angeboten sollen Archive auf sie zugehen? Was kann man tun, um Lehrende und Lernende für das Archiv zu begeistern? Auch Kommunikationsebenen wie Imagefilme von Archiven, Nutzerbefragungen oder Erschließungsprojekte unter Mitarbeit von Nutzern wären von Interesse.

Willkommen sind Beiträge, welche neue oder ungewöhnliche Konzepte im Zusammenhang der Nutzung vorstellen, und kritische Diskussionsbeiträge zu den angesprochenen Themen.

Vorschläge senden Sie bitte an die Sektionsleitung:
Dr. Eberhard Fritz, Archiv des Hauses Württemberg, Telefon: +49 7584 2911 08, E-Mail: archiv@schloss-altshausen.de


Zweite gemeinsame Arbeitssitzung:
Archive als Kompetenzzentren – gut aufgestellt für die Zukunft?

Als Bewahrer des schriftlichen Gedächtnisses und Garanten für Rechtssicherheit, als Informationsinfrastrukturen und als Facheinrichtungen für Fragen der analogen wie digitalen Schriftgutverwaltung und Konservierung bieten Archive vielfältige Dienstleistungen für Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft und Forschung, Bildungs- und Kultureinrichtungen. Bedingt durch technische und gesellschaftliche Entwicklungen werden an die Kompetenzen und Aktivitäten der Archive veränderte Erwartungen gestellt. Diese resultieren aus den Umwälzungen durch Internet und soziale Medien, dem Entstehen neuer Quellentypen, aus Forderungen der Nutzerinnen und Nutzer und der Politik nach eGovernment und Open Data. Bei der Erschließung und Bereitstellung von Archivgut wie bei der Vermittlung von historischen Informationen kommt es für die Archive aller Sparten dabei immer mehr darauf an, nicht mehr nur in erster Linie Forschung und Wissenschaft anzusprechen, sondern Unterlagen in einem demokratischen Sinne für jedermann vorzuhalten und zugänglich zu machen.

In Zusammenschau und Ergänzung der in den Sektionssitzungen behandelten Themen sollen in der zweiten gemeinsamen Arbeitssitzung folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: Wie haben sich die Archive hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Funktionen für die Zukunft neu zu positionieren? Welche Strategien gilt es anzuwenden, um die Rolle der Archive als Kompetenzzentren in der Wahrnehmung durch Verwaltung, Politik und Gesellschaft zu stärken? Wie können Archive den veränderten Ansprüchen seitens ihrer „Kunden“ wie ihrer Träger gerecht werden und ihre Leistungen im Sinne der Anforderungen optimieren? Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen für Qualifikation und Berufsbild, für Selbstdarstellung und Öffentlichkeitsarbeit, für Ressourcenmanagement und Arbeitsstrategien, für technische Rahmenbedingungen, neue Kommunikationsformen und eventuell sogar neue Organisationsstrukturen?

Erwünscht sind Vorträge mit Überlegungen zu neuen Konzepten, mit – möglichst auch für kleinere Archive geeigneten – Modellbeispielen aus der Praxis, ebenso visionäre Ausblicke auf die weitere Entwicklung.

Vorschläge senden Sie bitte an die Sitzungsleitung:
Dr. Maria Rita Sagstetter M. A., Staatsarchiv Amberg, Telefon: +49 9621 307 277, E-Mail: maria-rita.sagstetter@staam.bayern.de


Für die Referate sind jeweils 20 Minuten vorgesehen. Als Themen können zunächst auch nur Arbeitstitel vorgeschlagen werden, die dann in Abstimmung mit den LeiterInnen der Sektions- und Arbeitssitzungen noch modifiziert werden können. Diese stehen Ihnen auch für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Abgabeschluss ist der 1. Dezember 2015. Der Programmaussschuss wird aus den Vorschlägen eine Auswahl unter dem Gesichtspunkt treffen, dass möglichst vielfältige Aspekte in den Sektionen angesprochen werden. Die Beiträge sollen dann auch wieder in einem Tagungsband publiziert werden. Dazu erhalten die ReferentInnen später nähere Informationen.

Über eine breite Resonanz freuen wir uns sehr.

Dr. Irmgard Christa Becker, Vorsitzende des VdA

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